"Begeistertes Publikum = Zufriedene Gäste"

ChaPeau® - der Hut, das Original seit 1985

Chapeaugrafie - Chapeaugraphy

Seinerzeit hat ChaPeau® diese fast vergessene Kunst aus der Versenkung geholt. Heute noch besticht seine Darbietung durch unvergleichliches Timing, Originalität, feinen Humor und Hintersinn.

Viele Jahre war er weltweit der einzige Interpret einer Chapeaugrafie Nummer
ohne Worte. Mittlerweile sind etliche Hutnummern unterwegs, nicht zuletzt durch das Buch von Autor Roland Schopp - ChaPeau® inspiriert.


Textauszug weiter unten - Klappentext, Beschreibung weiter unten

Der Chapeaugrafie - Hut als "Mickey Mouse" ist
eine Original Entwicklung
von Roland Schopp - ChaPeau®
aus dem Jahr 1985.



Titelbild Organ (Zeitschrift für Varietékunst) 1996


Videos der Darbietung:

Kleiner Zusammenschnitt ca 1 Minute:






Komplette Nummer ca. 7 Minuten:



Das historische Vorbild:


Diese Aufnahme zeigt Felicien Trewey und wird Georges Melies zugeschrieben, dem Filmpionier des 19. Jahrhunderts. Dieser verbrannte vom Leben enttäuscht viele seiner Werke.
Glücklicherweise hat dieser Filmschnipsel überlebt.



Verschiedene Schreibweisen:

Der Begriff Chapeaugrafie leitet sich ab von der englischen Bezeichnung Shadowgraphy für die Handschattenkunst (Schattenspiel). Die Kunst, mit Hilfe von nur einer Hutkrempe verschiedene Hüte, Mützen und Kopfbedeckungen und die dazu passenden Charaktere darzustellen, wurde also Chapeaugraphy genannt.  (Erstmals in "the modern conjurer"; ausgehendes 19. Jahrhundert)

Im Lauf der Zeit haben sich durch die Vermischung der sprachen Englisch, Deutsch und Französisch unterschiedliche Schreibweisen ergeben, die man in Literatur und Internet findet:

Chapeaugrafie, Chapeaugraphie, Chapeaugraphy,

_____________________________________________________________________________________________________________________

Textauszug aus dem Buch " Chapeau "
von Roland Schopp (Autor) und O. Erens ( Übersetzer, Verleger)

(Ziffern beziehen sich auf Quellenangaben, die im Buch im Anhang genannt sind)

Der Verwandlungshut

Die Chapeaugrafie in Wort und Bild
Changing Hats - Changing Ideas
(engl. Sprichwort)

"Chapeaugrafie ist die Kunst, einen Filzring in verschiedene Formen zu drehen und falten, so daß verschiedene Hüte entstehen. Jeder Hut wird einzeln auf dem Kopf des Vorführenden plaziert und mit der entsprechenden Gestik und Mimik präsentiert. Manchmal werden zusätzlich Hilfsmittel des Theaters verwendet." (Potter Index)1

Wenn Sie jetzt trotzdem weiterlesen, mag das daran liegen, daß Sie außer dieser nüchternen Definition schon eine Chapeaugrafie Darbietung gesehen haben und feststellen konnten, daß diese Kunst weit mehr zu bieten hat, als diese zwei Sätze vermuten lassen.

In der Fachzeitschrift für Zauberkünstler/-innen magischewelt erschien am 15. April 2002 von mir folgender Artikel:

Die Geschichte der Chapeaugrafie

( Oder: Die Jagd nach einem Phantom) 3

Vorgeschichte

Seit ganz genau dem 20.Mai 1985 zeige ich meine ChaPeaugrafie Darbietung, "ChaPeau der Hut". Fast 15 Jahre lang war es die einzige ihrer Art zumindest im deutschsprachigen Raum (bzw. in Europa). Die Chapeaugrafie an sich ist über 250 Jahre alt (400 Jahre, wie meine neueste Recherche ergab) und hat so viel Potential, daß ich mich eigentlich wundere, warum es nicht mehr gute Nummern mit dem Hut gibt. Schließlich besteht ja die Möglichkeit, diese Kunst in verschiedenen Stilrichtungen auszuüben. Von "technischen Schwierigkeitsgraden" kann man ja nicht sprechen, eher von dem Problem, eine für sich persönlich geeignete Form der Präsentation zu finden. Vielleicht kann dieser Artikel für den Leser, der sich für die Chapeaugrafie interessiert, eine Art Katalysator sein. Möglicherweise haben ja gerade Sie einen Filzring zu Hause und damit noch nicht den Sprung vor ihr Publikum geschafft. Na, dann nutzen Sie doch meine Anregungen für einen Start.

Durch Wittus Witt angeregt, (und mittlerweile bin ich ihm zugleich dankbar dafür, weil ich viel neues erfahren habe, aber auch böse mit ihm, weil ich nun so viel Zeit in die Recherche steckte ;-) ) habe ich zusätzlich zu meiner bisherigen Sammlung von Informationen über die Chapeaugrafie weiter recherchiert. Hilfreich waren mir u.a. Wittus Witt und Alfred Schmidt, der mir Zugang zu seinem privaten Archiv gewährte. Auch das Internet war mir eine willkommene und hilfreiche Quelle. Folgendes habe ich bis heute zusammengetragen:

Geschichte

Der Jongleur und "Farceur"4 Antoine Girard (oder Jean Salomon ?) [1585-1626 oder 1633]5  arbeitete unter dem Pseudonym "Tabarin" als Chef einer Theatertruppe im Frankreich des ausgehenden 16. Jahrhunderts. Seine eigene Persönlichkeit nahm er dabei so erfolgreich zurück, daß "Tabarin" ein mit "Farceur" synonymer Begriff wurde.6

Es wird berichtet, das dieser Tabarin in der Tradition der Commedia della Arte auftrat. Mit seinem Bruder Philippe ("Mondor"), der Doktor der Medizin gewesen sein soll, verkaufte er nach Aufführungen auf der Straße seine Heilmittel. In Anlehnung an die Commedia della Arte arbeiteten sie nach folgendem Schema:

Triviale Situationen; gewagte Lieder; reißerische Nummern etc. Typisierte Persönlichkeiten: Mondor, der Doktor, als Pendant zu Tabarin. Sowie Tabarin selbst als frecher Diener (immer wieder erkennbar an seinem weißen Mantel  [tabar in italienisch] und an seinem vielgestaltigen Hut.) 7

(Im übrigen hat dieses Schema der Commedia auch Moliere stark beeinflußt. Heute noch kann man Werke von Tabarin und Moliere im Zusammenhang der gemeinsamen Traditionen erwerben)8

Textfragmente von Tabarin und seinem Bruder mit dem Hut sind (wenigstens in Überlieferung) vorhanden. Die Gags sind für heutige Verhältnisse sehr flach und auch sehr unter der Gürtellinie. Zählt man die verschiedenen "Rollen" zusammen, kommt man auf eine Aufführungsdauer von ca. 50 Minuten für 12 Charaktere.9

Leider verliert sich dann die Spur und ich kann nicht nachvollziehen, um was für einen Hut es sich damals gehandelt haben mag. Es tut sich eine fast 150 Jahre dauernde Lücke auf, bevor es wieder etwas zu berichten gibt:

>> Um 1750 erfand oder anders gesagt "entwickelte" der französische Pantomime und Schauspieler "Tabarin" in Paris die Kunstform rund um eine "Krempe ohne Hut". Mit falschen Bärten und Schminke porträtierte er etwas mehr als 10 Charaktere. <<

Ich gehe nun davon aus, daß es sich hier um jemanden handelte, der nach 150 Jahren den Hut wiedererweckt oder das Thema neu aufgelegt hat. Weiter nehme ich an, daß er den Namen einfach adaptierte. Über seinen bürgerlichen Namen ist mir nichts bekannt. Der einzige "Beleg", den ich fand ist der "Conjurer". Möglicherweise steckt aber hier ein Fehler und es ist der originale Tabarin von 1600 gemeint; nur mit einer falschen Jahreszahl.

Mehr als 100 Jahre später (1870) nahm ein Monsieur Fusier, Komiker und Imitator, diese Idee wieder auf. Ebenfalls unter Verwendung von Perücken und Theaterschminke zeigte er etwa 15 verschiedene Charaktere. Ein Jahr später arbeitete er mit Mons. Trewey, einem Handschattenspieler, zusammen in einem Varieté. Trewey erkannte das enorme Potential der Krempe und brachte vier Jahre später seine Version der Chapeaugrafie heraus. Er beschloß, die Wirkung und den Effekt dieser Kunst zu verstärken, indem er auf Hilfsmittel wie Perücken, aufwendige Schminke und Requisiten ganz verzichtete. Neben den verschiedenen Hutformen sollte alleine das Gesicht mit der entsprechenden Mimik und die pantomimische Kunst des Artisten die Charaktere überzeugend darstellen.

Seine Darbietung war sofort ein durchschlagender Erfolg. Zusammen mit seinen Handschattenspielen wurde der Begriff "Treweyism" in dieser Zeit zum internationalen Schlagwort für diese Kunst. Das bedeutet meiner Meinung nach:
"Mit wenig Aufwand den größtmöglichen Effekt erzielen."
Trewey ist in "The Modern Conjurer" auch mit Fotos abgebildet; außerdem hat Georges Méliès, der französiche Film und Trickfilmpionier, 1896 einen Kurzfilm mit "Tabarin" Trewey gedreht.13

Abb. 1

1895 erschien eine Artikelserie mit 25 Hüten in Carl Willmanns "Zauberwelt" Dies deutet darauf hin, daß die Chapeaugrafie zu der Zeit enorme Popularität auch im deutschsprachigen Raum gewann. Doch über Darbietungen aus dieser Zeit ist mir nichts bekannt.

Abb. 2


Aus persönlichen Erzählungen habe ich erfahren, daß in den Varieté Theatern in Deutschland noch bis in die Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts Chapeaugrafie-Darbietungen zu sehen waren. Leider liegt mir hierzu jedoch kein Material vor, und ich würde mich freuen, wenn gerade Sie, lieber Leser, irgend etwas darüber wissen und mir eine Notiz zukommen lassen.

Abb. 3

Meine persönliche Geschichte

Ich selbst kam 1984 auf die Idee, mich mit der Materie zu beschäftigen. Rudolf Braunmüller hatte kurz davor in seiner Fachzeitschrift, der "Intermagic" einen Artikel darüber veröffentlicht14. Er wiederum wurde dazu angeregt durch die Aufführung der Chapeaugrafie Nummer von dem israelischen Zauberkünstler Eytan Ayalon (anläßlich eines Kongreß des MZvD) und die darauf folgenden Nachfragen einiger seiner Leser.

Meinen Künstlernamen, der aus meinem Faible für Hüte, Mützen und jegliche Kopfbedeckungen sowie der Assoziation zum Chapeau Claque und der lautmalerischen Ähnlichkeit zu meinem bürgerlichen Namen "Schopp" resultiert, hatte ich damals schon15. Also dachte ich mir: "Eine Nummer mit einem Hut kommt mir gerade gelegen."

Ich besorgte mir Filz, schnitt ihn (auf meine Kopfgröße passend) zu und fing an. Leider konnte ich zu dieser Zeit nur und ausschließlich auf die Beschreibungen in dem oben erwähnten Artikel zurückgreifen. Ich kannte niemanden, der Chapeaugrafie machte und hatte nie eine solche Darbietung gesehen, geschweige denn ein Video.

Nachdem ich fast 2 Jahre mit meinem selbstgebastelten Filzring probiert hatte und diesen anläßlich eines Themenabends (Randgbiete der Zauberkunst) im Ortszirkel Stuttgart16 präsentierte, brachte Eberhard Riese17 mich und meinen Hut endlich zu einer Nummer zusammen.

Innerhalb von drei Stunden (am 20.Mai 1985, meinem Geburtstag) hatten wir das Konzept, also die Reihenfolge aus den ausgewählten Hutmodellen, sowie den Rohschnitt der Musik fertig. Bis auf die französische Nationalhymne für Napoleon und den Narrhalla Marsch hatte ich alle Musiken in meinem damaligen Musikarchiv gefunden. Am selben Nachmittag noch gab es die erste Aufführung meiner neuen Nummer für die Geburtstagsgäste. Mit zusammengesuchten und improvisierten Requisiten und in einem alten Frack sowie zu Musik, die mit Pausentaste auf einem miserablen Kassettenrecorder zusammengeschustert  wurde.

Diese Urversion macht noch heute fast 90% meiner Hutnummer aus. Es sind nur einige neue Hüte hinzugekommen und die Musik ist mittlerweile digitalisiert und überarbeitet. Noch im selben Jahr zeigte ich diese Darbietung auf der "Trobada Magica", dem Zauberkongress an der Costa Brava. 1986 war ich damit beim Jahreskongress des MZvD in Frankfurt engagiert. 1987 holte mich Jochen Zmeck nach Suhl in Thüringen und 1988 hatte ich meinen ersten Fernsehauftritt damit bei Peter Kersten und "Zauber auf Schloß Kukukstein".

Anfang  des Jahres 1986 meldete sich Eytan Ayalon bei mir und ich traf ihn dann während seines Besuchs in Deutschland. Wir tauschten uns aus und tatsächlich zeigte er mir einige Kreationen, die ich erst viel später durch die weiteren Literaturrecherchen beschrieben fand und auch einige eigene, die aber nur funktionierten, wenn man erklärte, um was für einen Hut es sich handelt. Ich konnte ihm als eigene Kreation die "Mickey Mouse" zeigen, sowie meinen Jockey und den Kragen sowie die Phantasiehüte, die meine Nummer einleiten.

Eytan Ayalons Geschichte ist die, daß er 1960 bei einem Besuch in Paris in einer Art Wanderaustellung die originale Hutkrempe von Trewey neben einigen original Requisiten von Robert Houdin entdeckte.18

Er fragte nach, um was es sich handelt und stieß so auf die Kunst mit der Krempe. Da er gerade in Paris war, fand er bei einem Zaubergerätehändler eine Beschreibung des Hutes von James Hodges.19  Ein Jahr später hatte er seine Darbietung mit 32 Hüten zur Aufführungsreife gebracht. 20

Im Mai 1987 trafen wir uns in Reinbek bei Hamburg, wo ich an den deutschen Meisterschaften des MZvD teilnahm. (Ich kam damals mit meiner Verwandlungsnummer raus.) Nach meinem Auftritt im Wettbewerb bedankte sich Herr Ayalon bei mir mit den Worten: "Sie sind ein echter Kollege und Zauberfreund. Sie haben nicht die Hutnummer gemacht, sondern mir die Ehre gelassen."

Abb. 4

Chapeaugrafie heute

Die Basis einer guten "Hutnummer" ist meiner Meinung nach die Fähigkeit als Darsteller, wenn nicht gar die Schauspielkunst des Akteurs. Alle Darbietungen, die ich kenne, bauen auch darauf auf. Dennoch gibt es verschiedene Möglichkeiten, einen eigenen Stil zu entwickeln. Hier die mir bekannten Darbietungen:21

Eytan Ayalon,  (Pardess-Hana, Israel) 1961
Eine reine Sprechdarbietung, aber international in 5 Sprachen. Sein Repertoire umfasst 52 Modelle, aber er sagt: "35 sind genug für eine Nummer".

ChaPeau(r) (Stuttgart / Erkelenz) 1985
ChaPeau der Hut - Tempo-Comedy-Verwandlungsshow
Schnelles Tempo und exakte Musikschnitte, sowie kleine Requisiten stehen im Kontrast zum Outfit im klassischen Frack. (22 Modelle)
Ausserdem eine Routine mit dem Hut im Kinderprogramm. (seit 1988)

Angelique & Kavalier (Berlin / Klein Upahl) 1987
Chapeau-Comedy-Show
Eine Kombination von Schlapphutjonglage mit Stäben und Chapeaugrafie. Die Krempe passiert als "Unfall", indem sie von einem Schlapphut abreisst. (20 Modelle)

Arturo Brachetti (Corio, Italien - weltweit) 1993
27 Cappelli
Er spricht und singt (ital., engl., frz., dt.), wobei viele Hutmodelle durch den Text erklärt werden. Sein erster Hut war ein Schlapphutrohling aus dem Restbestand einer ehemaligen Filzfabrik. Er schnitt davon die Krempe ab und es funktionierte. Mittlerweile hat er ein anderes für ihn optimales Material gefunden.

Johannes (Burladingen) 1993
Hüte machen Leute (bis 1996)
Hut ab ! (seit 1996)
Zu jedem Hut eine eigene Musik, meist mit Gesang als Vollplayback Darbietung. Auch Zaubereffekte und viele Requisiten sowie eine Kostümverwandlung. (26 Modelle)

Tiffany (Zürich) 1996
Chapeau - Performance
Eine getanzte Hut - Choreographie. Die einzige Solo Dame mit Chapeaugrafie, die ich kenne. Hier stehen weniger die erkennbaren Charaktere im Vordergrund. Es handelt sich vielmehr um einen avantgardistischen Ausdruckstanz. Sie verwendet nach vielen Versuchen einen selbstgenähten Hut, der mit glänzendem Stoff zweifarbig gestaltet ist.

JungeJunge! + Andreas Römer (Stuttgart / Hamburg) 1999
HuthochDrei
Drei Künstler mit drei Krempen parallel. Keine Requisiten aber drei Bühnenelemente, die geschickt inszeniert die Szenen und Bilder unterstützen.
Keine komplette Nummer, aber Chapeaugrafie im Repertoire haben:

Boretti (Neustadt/Weinstr.) ca. 1968
Er verwendet in einem seiner unzähligen Kinderprogramme den Hut als Gimmik mit nur wenigen Modellen. Seinen Hut hat er damals bei Abbots in USA bestellt und verwendet ihn noch heute.

Sascha Grammel (Berlin) 1998
Als Sprecher unterstreicht er seine Fremdsprachenkenntnisse und unterscheidet die Nationalitäten mit Hilfe der verschiedensten Kopfbedeckungen.Andere in der Neuzeit aktive "Chapeaugrafen" kenne ich nicht näher, habe aber gehört von einem Karnevalisten, der damit seine Büttenreden aufpeppte; einem Conferénciér, der damit arbeitete und Harry Anderson (USA), der dort den "Claim" auf die Mickey Mouse Version beansprucht. Möglicherweise haben wir beide diese Figur parallel erfunden. Ich habe diesen Hut seit 1985 im Programm und bin mit meiner Nummer inklusive "Mickey Mouse" im Juni 1988 in Saint Louis (SAM Kongreß) und im März 1989 im "Mirage" in Las Vegas aufgetreten.

Nachträglich habe ich noch folgende Informationen bekommen:

Internationale Liste von Künstlern, die Chapeaugrafie aufführ(t)en:

In England: R. A. Roberts (um 1903), Mr. Willis, Robertson Keene, Owen Clark, Arnold Crowther (1920er bis 30er), Oswald Rae (um 1928), Fred Culpitt (in den 1930ern). In den USA: Percy Abbott, Stuart Cramer, John Booth (seit ca. 1930), Frances Ireland (in den 40ern), Francisco (40er), Milbourne Christopher (um 1952), Tommy Windsor (1962), Seymour Davis (1986) und Harry Anderson. Und in Deutschland Cha'Peau (1988)

Weitere Referenzen:  Clarke in "Magic Wand" (1924) S. 40; Stanyon in Magic III

Weiter werden noch Katalogstellen in Abbots und Tannens Katalogen von 1973 bis 1997 erwähnt.22

Abschliessende Bemerkung
Noch sind meine Recherchen nicht abgeschlossen, und werden es wohl auch nie werden. Sollten Sie zufällig irgend ein noch so kleines Detail zur Chapeaugrafie kennen, teilen Sie es mir doch bitte über den Verlag oder direkt unter chapeaugrafie@chapeau.de mit.

Anregungen für neue
und hoffentlich ganz andere Chapeaugrafie Nummern:

Selbstverständlich kann man sich aus reinem Spaß an der Freude mit der Chapeaugrafie beschäftigen. Das Ziel muß nicht eine perfekte Bühnendarbietung sein. Wenn Sie jedoch vor Publikum auftreten und evtl. noch Gage dafür bekommen wollen, habe ich ein paar besondere Tips:

Vorweg mein Rezept für eine gute Chapeaugrafie Nummer:

Man nehme:
- Den intensiven Wunsch, Chapeaugrafie zu machen.
- Filz oder Stoff und entscheide sich für das angenehmste Material.
- Maß und schneide den Ring zurecht.
- Sich viel Zeit und einen Spiegel. (Wer ist der/die schönste ...?)
- Noch mehr Zeit und probiere.
- Richtig viel Zeit des Ausprobierens und dann lasse man es gären.
- Einen "Katalysator" und/oder Regisseur.
- Einen Fundus an Musik und Requisiten.

Man möge haben:
- Das Glück, ein Thema zu finden, daß einem wirklich liegt.

Ich schreibe das, weil es sich evtl. auch auf andere neu zu erarbeitende Nummern übertragen läßt, oder sich zu einem Schema für die Erarbeitung neuer Nummern ausweiten könnte.
Und noch ein Hinweis: Das Urheberrecht schützt per Gesetz automatisch und ohne besondere Anmeldung jedes Werk, also auch eine Nummer mit dem Hut. Nehmen Sie sich also niemals eine bestehende Hutnummer als Vorbild, sondern kreieren Sie ihren eigenen Stil von Anfang an. Aber nicht nur das Gesetz, sondern auch Ihre eigene Moral sollte Sie davon abhalten, einfach von anderen zu kopieren. Zudem macht es einfach mehr Freude, wenn man seine eigenen Ideen präsentiert, und nicht die von anderen.

Von grundsätzlicher Bedeutung ist die Entscheidung, ob es sich um eine Musik- oder Sprechdarbietung handeln soll. Auch bei einer Sprechnummer kann Musik unterlegt sein. Hierbei sind jedoch nicht die exakten Schnitte und das genaue Timing nötig. Allerdings kann in diesem Fall die Musik im Hintergrund eine gewünschte Atmosphäre schaffen.

Vorschläge für einen "Plot",
"roten Faden"
oder "Aufhänger" einer ganz neuen
Chapeau Nummer:

Als Sprechnummer für Erwachsene:

- Geschichtsunterricht der Mode
- Handelsvertreter, der sein Produkt anpreist, sei es der Verwand-lungshut als solcher, oder die einzelnen "Produkte", die durch den Hut dargestellt werden.23
- Eine durchgehend erzählte Geschichte. Am besten eignet sich eine Love Story, das interessiert jeden. Oder vielleicht die Geschichte vom Tellerwäscher, der zum Millionär avanciert.

Als Sprechnummer für Kinder

- Geschichte meines ersten Hutes, der mich durchs Leben begleitet. So kann man verschiedene Stationen des Lebens illustrieren, oder auch die eigenen Familienmitglieder und deren Berufe oder Eigenschaften mit unterschiedlichen Hüten charakterisieren.24
- mit Kindern, denen man verschiedene Hüte aufsetzt, z.B. Berufe raten oder vorhersehen.25

Mit Gesang

- Eine Moritat, in der die verschiedenen Rollen mittels des Hutes interpretiert werden.26
- Eine Ballade
- Eine Mini Oper / Operette / Musical

Als Schauspieler

- in verschiedenen Rollen, die sich optisch nur durch die Kopfbedeckung unterscheiden. Sozusagen ein Ein-Personen-Stück mit vielen Charakteren unter "einem Hut".

Ein Stimmenimitator

- kann natürlich mit Hilfe des Hutes auf viele andere Requisiten oder Kostüme verzichten

Ein Bauchredner

- nutzt vielleicht die Chance, den sprechenden Hut von "Hogwards" sich auch noch verwandeln zu lassen.

Im Theatersport / Improvisationstheater

- besteht die Möglichkeit, eine neue Disziplin zu entwickeln.27

Im Bereich der Theaterpädagogik

- ist der Hut ebenfalls eine gute Möglichkeit zur Förderung von Kreativität und Spielerlebnis

Abb. 5

Die Herstellung eines
ChaPeaugrafie - Hutes


Das Material

(kleine Materialkunde für den interessierten Leser. Ich meine, es gibt nichts interessanteres, als das Material, mit dem man arbeitet so gut wie möglich zu kennen. Wenn Sie gleich zur Chapeaugrafie kommen wollen: einige Seiten später geht es damit weiter.)

Letztendlich ist für den angehenden Chapeaugrafen jedes textile Material denkbar, das eine gewisse Flexibilität, Stärke, Dichte etc. hat. Natürlich geht man, da es sich um einen Hut handelt, erst einmal von Filz aus. Das ist aber nicht zwangsläufig notwendig. Auch Stoff, wie z. B. Molton, Flanell oder Loden eignen sich. Um eine gewisse Materialstärke zu erhalten, kann man ja verschiedene Lagen des Stoffes aufeinandernähen, wobei man die Scheiben mit mehreren kreisförmigen oder einer spiralenartigen Nähten zusammennäht.

Filz an sich ist ein recht schwammiger Begriff und ist als solcher folgendermaßen "erfunden" worden:

"Die Mongolen stopften bei Kälte Schafwolle in ihre Lederschuhe. Beim gehen wurde diese durch die Feuchtigkeit, Wärme und Druck gewalkt und Filz entstand. Noch heute werden Filz - Formteile für Pantoffeln und Hutrohlinge in fast der gleichen Weise in Handarbeit hergestellt."

Im "Duden, Deutsches Herkunftswörterbuch" fand ich folgende Information zu Filz:

"Der aus Haaren oder Wollfasern zusammengepresste  Stoff. Das westgermanische Wort, aus dem lateinischen "filtrum = Durchseigerät aus Filz" -> Filter entlehnt, bedeutet eigentlich "gestampfte Masse". Es geht mit verwandten Wörtern in anderen Sprachen zurück auf die Wurzel *pel- "stoßen, schlagen, treiben", vgl. z.B. lat. "pellere" stoßend oder schlagend treiben..."

Unter  "www.filzlexikon.de" findet man:

"Grundsätzlich lassen sich fast alle Fasern zusammen mit Schafwolle zu Filz verarbeiten: mit Baumwolle angefangen, über Seide, Hanf, Flachs, Sisal, Jute, Kokos, auch den Kunstfasern Polyamid, Polyester, Polyacryl bis hin zu den verschiedensten Tierhaaren sowie Menschenhaar.28 Da der Filz je nach Anwendungsbereich unterschied-lichsten Anforderungen gerecht werden muss und die verarbeiteten Fasern sehr unterschiedlicher Natur sind, ist unter dem ungeschützten Begriff Filz so ziemlich alles zu hause, was in seiner Art "verzwickt" ist.

Zwar gibt es diverse DIN- oder ISO-Standards bzw. sonstige Normen, aber keinen einheitlich übergreifenden Standard, der die Zusammensetzung von Filz vorschreibt .

Die Definition von Filz nach DIN 61 205 lautet: "Textiles Flächengebilde, dessen Struktur durch die naturgegebenen Eigenschaften der Verfilzung von Schafwolle und verschiedenen tierischen Haaren unter Einwirkung von Druck und feuchter Wärme entsteht. ... "

Insofern ist es also schwierig zu sagen: "Kaufen Sie sich Filz und basteln Sie eine Krempe".

Mein eigener Hut, den ich seit 1984 verwende, besteht aus einem Material, das heute leider nicht mehr hergestellt wird. Ursprünglich war es für Druckpressen und -Walzen als Unterlage und zum Druckausgleich bestimmt. Es handelt sich um ein gewebtes und anschließend gefilztes Walkmaterial. (Daher nehme ich an, daß Loden sich ebenfalls eignet, denn Loden wird ähnlich hergestellt.)

Wer sich intensiv mit der Chapeaugrafie beschäftigt, wird im Laufe der Zeit das für ihn (oder sie) am besten geeignete Material finden. Allerdings sind diejenigen Chapeaugrafen, die ich persönlich kenne doch an ihrem ersten "Hut" hängengeblieben. Es ist also auch Gewöhnungssache.
Seinen ersten Liebhaber vergisst man, (so sagt man) ja auch niemals in seinem Leben. Damit es Ihnen auch so gehen mag, (wenigstens mit dem Filzring), lautet meine Empfehlung:

Wollfilz in ca. 4 mm Stärke oder (allerdings schwerer zu bekommen): Nadelfilz mit hohem  Kunstfaseranteil. Aus diesem Material besteht der Hut, der unter dem Trademark ChaPeau(r) bei mir oder im Fachhandel zu bekommen ist. Ich sehe den Vorteil darin, daß dieses Material sehr widerstandsfähig und auch sehr leicht zu reinigen ist. Fertige Filzringe aus dem Zauberhandel gibt es in den unterschiedlichsten Qualitäten; ein ganz schlechtes Beispiel ähnelte in seiner Struktur mehr Putzwolle, als wirklichem Filz.

Der Unterschied zwischen Woll- und Nadelfilz ist ganz einfach der, daß beim Wollfilz die natürliche Schuppenstruktur der Fasern (in diesem Fall sind es Haare, welcher Art auch immer) dafür sorgt, daß durch den Walkvorgang die Schuppen ineinandergreifen und sich somit verfilzen. Sie müssen sich ein Haar einfach wie einen sehr dünnen Tannenzapfen vorstellen. Jetzt weichen sie mehrere davon in einer Seifenlauge ein, setzen zwei davon gegeneinander und schieben sie in die entgegengesetzte Richtung bis sie sich total verhaken. Dann lassen Sie sie trocknen. Und ich wette, Sie werden sie nicht voneinander lösen können, ohne daß was kaputt geht. Natürlich sind die Fasern beim Filz ein klein wenig flexibler, als die Tannenzapfen.


Abb. 6

So funktioniert also Filz. Und das mit vielen, vielen (und damit meine ich: wirklich vielen!) Fasern (oder Haaren) und dann auch noch dreidimensional. Eigentlich ein unglaubliches Material, daher auch die vielfältigsten Verwendungsmöglichkeiten und ursprünglich ist es ja auch ein reines Naturprodukt.

Dann kommt natürlich wieder der Mensch (auch ein Naturprodukt) ins Spiel und erfindet was. Er erfindet die Möglichkeit, Fasern, die keine "Schuppen" haben, dennoch zu verfilzen. Er denkt sich: "Wenn diese blöden Polyester keine Schuppen (oder Widerhaken) haben, dann gebe ich diese einfach von außen dazu." Also erfindet er eine Maschine, die mit vielen, vielen (ja, schon wieder unglaublich vielen) Nadeln, die mit Widerhaken versehen sind, durch eine flach ausgebreitete Matte von Fasern stechen. Vor- und zurück. Auf und nieder. Immer wieder. Diese Fasern haben also gar keine andere Wahl, als sich notgedrungen zu verfilzen. Man kann also sagen: "Sie werden verfilzt".  Nadelfilz kann also bis zu 100% aus Kunstfaser bestehen, ist jedoch meistens ein Gemisch.

Der Ring:

Über die richtige Größe findet man in der Literatur die unterschiedlichsten Angaben. Ich habe festgestellt, daß man nicht jedes beschriebene Hutmodell aus jeder beliebigen Scheibe formen kann. Das Verhältnis von Aussendurchmesser zum Durchmesser des Lochs spielt eine große Rolle.

Das Loch jedoch sollte der eigenen Kopfgröße einigermassen angepasst sein. Da das Material flexibel und dehnbar ist (Filz weniger als textiles Gewebe), darf  und soll das Loch etwas kleiner sein, als es der Kopfgröße entspricht. Die Kopfgröße für Hüte entspricht dem Umfang des Kopfes über die Stirn und Hinterkopf gemessen. Dabei legt man das Maßband etwa zwei Finger breit über den Ohren an.
...
(Ende des Textauszugs)


 


Klappentext, Beschreibung zu Buch "ChaPeau"
von Roland Schopp:

Die Kunst der Chapeaugrafie ist visuelle Comedy: Aus einem simplen Filzring faltet der Künstler verschiedene Kopfbedeckungen, um damit die unterschiedlichsten Figuren und Charaktere darzustellen: So wird innerhalb kürzester Zeit aus einem stoischen Napoleon ein weinendes Baby, daraus ein chinesischer Mandarin, eine Nonne oder ein spanischer Stierkämpfer, um nur einige Beispiele zu nennen. Das Publikum staunt und lacht über die blitzschnellen und sichtbaren Verwandlungen.


Der Autor, Roland Schopp - ChaPeau, hat 1984 die Kunst der Chapeaugrafie aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt. Sie ist seitdem ein fester Bestandteil seines Repertoires als Zauber- und Verwandlungskünstler. Nun teilt er sein Wissen und die in 25 Jahren gesammelten professionellen Erfahrungen mit
dem Leser.


Erfahren Sie in Wort und Bild alles über: Die überaus spannende Historie der Chapeaugrafie • Die Herstellung einer geeigneten Filzkrempe • Die verschiedenen Falttechniken • Unzählige Anregungen für Präsentation, Vorführung, Gestik, Mimik, passende Requisiten und Musik.


Manchmal auch als "Randgebiet der Zauberkunst" bezeichnet, bietet die Chapeaugrafie außer dem Spaß an der Verwandlung auch die Möglichkeit, eine eigenständige Darbietung aufzubauen und publikumswirksam zu präsentieren: Das ist beste Unterhaltung fast ohne Gepäck!


Das Buch ist durchgehend zweisprachig (deutsch/englisch).


Aus dem Inhalt
Vorwort von Eberhard Riese
Über Chapeaugrafie
Geschichte der Chapeaugrafie
Chapeaugrafie heute
Die Herstellung eines Chapeaugrafie-Hutes
Ohne Faltung
Eine Faltung
Halbe Faltung
Zwei halbe Faltungen
Die Roll-Faltung
Die genadelte Faltung
Die Hochklapp-Faltung
Hüte zum Halten
Elastisches Band
Anmerkungen

128 Seiten
Format ca. 21 x 21 cm

Hardcover

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